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Artikel: Warum wir im Winter mehr schlafen wollen

Warum wir im Winter mehr schlafen wollen
5 min

Warum wir im Winter mehr schlafen wollen

Draußen ist es dunkel, kalt, vielleicht nieselt es – und plötzlich fühlt sich selbst das Aufstehen wie eine olympische Disziplin an. Wenn du im Winter öfter müde bist, länger schlafen willst oder schon am Nachmittag wieder nach einer Decke greifst, ist das kein Zeichen von Faulheit. Es ist ziemlich wahrscheinlich: Dein Körper macht genau das, was er seit Jahrtausenden gelernt hat.

Denn während wir Menschen oft versuchen, das ganze Jahr über gleich zu funktionieren, verändern sich im Winter Licht, Temperatur und Tagesrhythmus drastisch. Unser Gehirn reagiert darauf mit fein abgestimmter Biologie: mehr Melatonin, weniger Aktivierung, ein stärkeres Bedürfnis nach Ruhe. Kurz gesagt: ein modernes „Winterschlaf-Gefühl“.

Doch was steckt wirklich dahinter? Und wie können wir so damit umgehen, dass wir uns nicht monatelang im Dauermodus „Snooze“ verlieren?

Lass uns gemeinsam in die Winter-Schlafbiologie eintauchen.

 Inhaltsverzeichnis

      1. Warum wir im Winter mehr schlafen wollen
      2. Wie Lichtmangel unseren Biorhythmus verschiebt
      3. 5 typische Winter-Schlafphänomene
      4. Was wir daraus für unseren Alltag lernen können
      5. Fazit


      1. Warum wir im Winter mehr schlafen wollen

      Der Winter verändert die Welt – und damit auch unseren Körper. Zwei Dinge springen biologisch sofort an:

      1) Weniger Tageslicht = mehr Melatonin

      Melatonin ist unser „Dunkelheits-Hormon“. Sobald es dunkel wird, steigt es an und macht uns schläfrig. Im Sommer wird seine Ausschüttung durch lange helle Abende gebremst.
      Im Winter ist es anders: es wird früher dunkel, und morgens bleibt es länger dunkel. Dadurch wird Melatonin länger und stärker ausgeschüttet.

      Ergebnis:

      • früher müde am Abend

      • schwerer aus dem Bett am Morgen

      • mehr „Nickerchen-Drang“ tagsüber

      2) Evolutionär sinnvoller Energiesparmodus

      In der Natur bedeutet Winter:

      • weniger Nahrung

      • mehr Kälte

      • weniger Aktivitäten

      Unser Körper reagiert bis heute noch so, als müssten wir Energie sparen. Weniger Aktivität und mehr Schlaf waren früher überlebenswichtig. Heute ist es ein biologisches Echo, das sich wie „ich könnte den ganzen Tag schlafen“ anfühlt.

      3) Temperatur beeinflusst Schlaftrieb

      Kälte am Abend signalisiert dem Körper: Zeit zum Runterfahren.
      Der Schlaf wird durch einen leichten Abfall der Körperkerntemperatur eingeleitet. Im Winter passiert dieser Abfall oft schneller – vor allem, wenn wir uns abends weniger bewegen.

       

      2. Wie Lichtmangel unseren Biorhythmus verschiebt

      Unser Schlaf-Wach-System wird von einer inneren Uhr im Gehirn gesteuert – und die orientiert sich vor allem an Licht.

      Was im Winter passiert:

      • Morgens zu wenig Licht: Die innere Uhr startet später → wir fühlen uns wie „im Jetlag“.

      • Abends zu wenig Licht: Müdigkeit kommt früher → wir landen schneller auf dem Sofa.

      Viele Menschen erleben deshalb eine Art Winter-Social-Jetlag:
      Sie schlafen länger, wachen später auf, verschieben den Rhythmus – und müssen dann trotzdem früh funktionieren.

      Typische Folge:

      • Wochenenden werden extrem lang geschlafen

      • montags fühlt man sich wie nach einer Zeitumstellung

      • die Müdigkeit zieht sich durch die Woche

       

      3. Fünf typische Winter-Schlafphänomene

      Hier sind fünf Dinge, die im Winter besonders häufig auftreten – und warum.

      1. „Ich brauche plötzlich 1–2 Stunden mehr Schlaf“

      Das ist normal.
      Mehr Melatonin + mehr Energiesparmodus = höherer Schlafdruck.
      Viele Menschen brauchen im Winter tatsächlich mehr Schlaf zur gleichen Erholung.

      Lerneffekt:
      Wenn dein Körper nach mehr Schlaf ruft, ist das oft ein legitimes Signal.


      2. Morgens komme ich gar nicht in Gang

      Dunkle Morgen bremsen deinen Cortisol-Start. Cortisol ist das Aktivierungs-Hormon, das dich wach macht.
      Fehlt Licht, ist der Cortisol-Anstieg flacher.

      Lerneffekt:
      Der Körper ist nicht „kaputt“ – er hat nur keinen Startschuss.


      3. Nachmittags-„Winterloch“ zwischen 14 und 16 Uhr

      Wenn es draußen früh dämmert, bekommt das Gehirn ein „Abend-Signal“, obwohl der Tag noch läuft.

      Lerneffekt:
      Das Tief ist biologisch – nicht mangelnde Disziplin.


      4. Stimmung sinkt, Schlaf wird schwerer (SAD-light)

      Bei manchen kippt der Wintereffekt stärker: weniger Licht bedeutet weniger Serotonin-Aktivierung am Tag und mehr Melatonin am Abend.
      Das kann Antrieb und Stimmung dämpfen.

      Lerneffekt:
      Schlaf und Stimmung sind im Winter enger gekoppelt als im Sommer.


      5. Wir schlafen länger, aber nicht immer besser

      Winter heißt auch:

      • mehr Heizungsluft

      • trockenere Räume

      • weniger Bewegung

      • schwereres Essen

      • mehr Bildschirmzeit in Dunkelheit

      All das kann Schlaf fragmentieren, obwohl man länger im Bett liegt.

      Lerneffekt:
      Mehr Zeit im Bett ≠ automatisch bessere Regeneration.


      4. Was wir daraus für unseren Alltag lernen können

      Aus dieser Winterbiologie lassen sich vier klare Strategien ableiten:

      1. Licht ist der wichtigste Winter-Schlaf-Hebel

      Du brauchst morgens so früh wie möglich viel Licht:

      • Tageslicht-Spaziergang

      • Fensterplatz beim Frühstück

      • notfalls helle Lampen

      ➡ Licht am Morgen verkürzt die Melatonin-Phase und stabilisiert deine innere Uhr.


      2. Schlafbedarf ernst nehmen – aber Rhythmus halten

      Mehr Schlaf ist okay.
      Aber versuche, Aufstehzeiten nicht komplett driften zu lassen, sonst verstärkt sich der Social-Jetlag.

      ➡ besser: 30–60 Minuten länger schlafen als 3 Stunden „Winter-Koma“ am Wochenende.


      3. Wärme clever einsetzen

      Ein warmer Körper schläft nicht automatisch besser – zu warm stört sogar.

      Hilfreich ist:

      • warm werden vor dem Schlaf (Bad, Tee, Fußwärmer)

      • kühl schlafen während der Nacht

      ➡ Der Temperaturabfall nach dem Warmwerden unterstützt das Einschlafen.


      4. Bewegung hilft gegen Wintermüdigkeit

      Nicht weil du „Sport machen musst“, sondern weil Bewegung

      • Tageslicht bringt

      • Serotonin aktiviert

      • Tiefschlaf fördert

      ➡ Besonders gut: frische Luft + Tageslicht statt nur Indoor-Gym.


      5. Fazit

      • Im Winter ist mehr Schlafbedürfnis normal: weniger Tageslicht verlängert die Melatonin-Phase und erhöht den Schlafdruck.
      • Dunkle Morgen verschieben unsere innere Uhr und machen das Aufwachen schwerer – ein „Mini-Jetlag“ ohne Reise.
      • Der Körper fährt evolutionär bedingt in einen Energiesparmodus, was sich wie Winterschlaf anfühlt.
      • Mit Morgenlicht, stabilem Rhythmus, kühler Schlafumgebung und etwas Bewegung lässt sich Wintermüdigkeit gut ausbalancieren.

         

      Liebe Grüße und bis bald!

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