Schlafen Frauen anders als Männer?
Gängige Klischees besagen, dass Männer ganz einfach tief und fest schlafen, während Frauen nicht nur früher aufstehen, sondern auch in der Nacht ständig erwachen – aber stimmt das? Wir erklären dir, wie unser Geschlecht mit unserem Schlaf zusammenhängt und ob Frauen wirklich schlechter schlafen, als Männer.
Inhaltsverzeichnis
- Die Geschlechter & der Schlaf
- Schlafdauer: Schlafen Frauen länger als Männer?
- Schlafqualität: Schlafen Frauen besser als Männer?
- Schlafmangel: Leiden Frauen mehr unter einem Schlafmangel?
- Der Schlaf bleibt individuell
- Fazit
1. Geschlechter & der Schlaf
Wir alle verschlafen rund ein Drittel unseres Lebens und benötigen in der Regel ein Schlafpensum von rund sieben bis neun Stunden pro Nacht, um uns am Morgen richtig frisch und erholt zu fühlen. Wie viel Schlaf wir genau brauchen, hängt unter anderem von unserer genetischen Veranlagung, unserem Chronotypen, unserem Alter, aber auch unserem Geschlecht ab. Während rund 65% der Frauen unter Schlafstörungen leiden, sind bei den Männern nur ca. 20% betroffen. Aber wie genau unterscheiden sich das weibliche und männliche Schlafverhalten und wer kann insgesamt "besser" schlafen?
2. Schlafdauer: Schlafen Frauen länger als Männer?
Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Frauen durchschnittlich etwas mehr Schlaf benötigen, als Männer. Um richtig erholt und ausgeruht zu erwachen, bräuchten Frauen demnach durchschnittlich 20 Minuten mehr Schlaf pro Nacht.
Als ein möglicher Grund für den erhöhten Schlafbedarf gilt, dass das weibliche Gehirn tagsüber komplexere Leistungen erbringt und durch viele unterschiedliche Aufgaben, Stress oder Multitasking grundsätzlich eine stärkere Vernetzung verschiedener Hirnbereiche stattfindet. Diese flexible Funktionsweise kostet den Organismus viel Energie und das Gehirn einer Frau benötigt demnach länger zur vollständigen Erholung in der Nacht, als das eines Mannes. Das bedeutet natürlich nicht, dass Frauen mehr oder besser denken als Männer – sie denken einfach anders.
3. Schlafqualität: Schlafen Frauen besser oder schlechter als Männer?
Frauen schlafen generell eher schlechter als Männer und leiden häufiger unter Schlafstörungen. Das konnten Studien in den letzten Jahren auch wissenschaftlich belegen. Der Schlaf einer Frau fällt insgesamt leichter und störungsanfälliger aus, als der eines Mannes. Frauen benötigen zudem durchschnittlich länger zum Einschlafen, wachen nachts häufiger auf und können selten wieder in einen erholsamen Schlaf zurückfinden, worunter die Schlafqualität deutlich leidet. Dafür kann es mehrere Gründe geben.
Höhere Wachsamkeit
Ein möglicher Grund für die Empfindlichkeit des weiblichen Nachtschlafs ist die evolutionäre Entwicklung, durch die Frauen als ehemalige „Schutzbefohlene“ auch in der Nacht wachsamer und während des Schlafs schneller auf potenzielle Gefahren und Störquellen wie Lärm, Bewegungen oder Licht reagieren mussten. Das weibliche Nervensystem wird also schneller aktiviert und reagiert stärker auf äußere Reize, woraufhin der Schlaf einfacher gestört wird und es zu häufigem Erwachen in der Nacht kommt.
Hormonhaushalt / Weiblicher Zyklus
Besonders der weibliche Zyklus hat einen starken Einfluss auf das Schlafverhalten. Im monatlichen Zyklus, während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit, aber auch im höheren Alter in den Wechseljahren schwankt der weibliche Hormonhaushalt stark und beeinträchtigt zahlreiche Körperfunktionen, die Psyche und das Schlafverhalten.
Vor allem in der ersten Zyklushälfte haben viele Frauen mit Schlafproblemen zu kämpfen, denn hier sinkt der Spiegel des Hormons Progesteron, welches einen schlaffördernden und entspannenden Effekt besitzt. Die typischen Beschwerden wie Unterleibsschmerzen, Bauchkrämpfe, schlechte Stimmung oder Hitzewallungen können den Körper zusätzlich belasten und die Tagesmüdigkeit erhöhen. Aber nicht nur durch das Auftreten der körperlichen oder auch physischen Beschwerden selbst, sondern auch der damit verbundene Stress ist hinderlich für einen ruhigen Schlaf. Denn dann werden zusätzlich Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet, welches als Gegenspieler des Schlafhormons Melatonin direkt auf die Schlaf-Wach-Regulation einwirkt und einem erholsamen Schlaf im Weg steht.
Die weibliche Psyche
Auch unser psychischer Zustand hat einen großen Einfluss darauf, wie wir schlafen. Frauen leiden fast doppelt so häufig unter Depressionen, Angstzuständen oder dem Stress und den Sorgen des Alltags – alles Faktoren, die auch in Zusammenhang mit Schlaflosigkeit und Schlafstörungen stehen und den Körper dabei hindern, ausreichend zur Ruhe zu kommen und ruhig zu schlafen.
4. Schlafmangel: Leiden Frauen mehr unter Schlafmangel als Männer?
Schlafmangel schadet besonders unserer täglichen Leistungsfähigkeit und unserer Gesundheit, aber wirkt letztendlich negativ auf zahlreiche weitere Bereiche des Lebens. Untersuchungen zeigen, dass Männer grundlegend etwas weniger unter einem Schlafmangel leiden, als Frauen. Frauen sind von Natur aus tendenziell stärker emotional betroffen und reagieren empfindlicher auf Stress, Schlaflosigkeit und die Folgen eines Schlafmangels. Hinzu kommt, dass gerade der weibliche Körper und das tagsüber stark geforderte Gehirn eine ausreichende Erholung in der Nacht benötigen, um den Herausforderungen des Alltags gerecht zu werden und hormonell bedingte Beschwerden ertragen zu können.
5. Der Schlaf bleibt individuell
Unser Schlafverhalten ist mehr als komplex und von zahlreichen Faktoren abhängig, die unseren Schlaf unterschiedlich stark beeinflussen können. Das weibliche Geschlecht steht im Gegensatz zum männlichen Gegenpart etwas häufiger vor der Herausforderung, trotz Hormonschwankungen, erhöhtem Schlafbedarf oder fehlender Schlaftiefe ausreichend lange und erholsam zu schlafen. Frauen können daher durchaus einmal etwas früher ins Bett oder ein paar Minuten länger schlafen als ihre Männer. Diese können zwar insgesamt besser schlafen, leiden dafür aber eher unter Atemstörungen und Schnarchen in der Nacht. Die bekannten Klischees haben also doch einen wahren Kern und zeigen auf, wie wichtig es sein kann, dass wir besonders innerhalb einer Partnerschaft auf unterschiedliche Schlafbedürfnisse achten – damit wir alle erholsam schlafen und gemeinsam mit neuer Energie in einen erfolgreichen Tag starten können!
6. Fazit
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Frauen leiden fast doppelt so häufig an Schlafstörungen wie Männer und benötigen durchschnittlich 20 Minuten mehr Schlaf pro Nacht, damit das tagsüber komplexer beanspruchte Gehirn ausreichend regenerieren kann
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Der weibliche Hormonhaushalt, die Psyche und evolutionsbedingte Eigenschaften erschweren den weiblichen Schlaf und führen dazu, dass Frauen schwerer einschlafen, leichter wieder erwachen und weniger erholsam schlafen
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Frauen schlafen insgesamt schlechter als Männer und leiden häufiger unter Schlafstörungen, Einschlafschwierigkeiten oder Durchschlafproblemen